Uit: de Deutsche Zeitung in den Niederlanden, Januar 1942
Sachenburg auf Texel
Funde geben Auskunft über die Geschichte der Insel
Von Prof. Dr. Jacob-Friesen
JEDEM, der den Hauptort von Texel, den Burg, besucht, wird bald der fast kreisrunde Grundriss des Ortes in seinem Kern auffallen.
So ging es auch mir: Ich glaubte zunächst, dass dieser Ort, der, wie der Name schon sagt, sicher einmal eine mittelalterliche Burg war, nach Parallele der Wurtenfunde von Westerend und de Waal, auf einer Wurtensiedlung errichtet sein könnte.
Um hierüber Klarheit zu bekommen und dabei mit meinen niederländischen Fachgenossen Hand in Hand zu arbeiten, setzte ich mich mit Dr. F. C. Bursch, dem Direktor des Reichsbüros für altertumskundliche Bodenforschung in Leiden, in Verbindung und vereinbarte mit ihm eine Ausgrabung.
Als einziges, einigermassen freies Gelände, das nicht, wie an anderen Plätzen, mit aneinanderstehenden Häusern und Gärten bedeckt war, kam nur der alte Klostergarten, der heutige Stadtpark, in Betrach, und umgehend erhielten wir die Ausgrabungserlaubnis.
Der Stadtpark wurde mit einer Reihe von 2-3 m breiten Suchgräben durchzogen, wobei wir diese Schnitte nicht immer nach unserem Willen anlegen konnten, weil wir die schönen alten Bäume schützen mussten, die auf der sturmdurchbrausten Insel eine grosse Seltenheit darstellen.
Zunächst fanden wir in einem der Schnitte einen aus Ziegeln kreisrund gemauerten Brunnenschacht etwa aus dem 15. bis 16. Jahrhundert nach der Zeitwende, und dann einen aus Luftziegeln errichteten Keller mit angebauter schräger Ziegelstütze, etwa 1.50 mal 2.00 m im Geviert, der dem 13. Jahrhundert nach der Zeitwende zuzuweisen ist.
Wir mussten immer eine starke, oft 1 bis 150 m mächtige Humuschicht durchstossen, ehe wir auf den sogenannten gewachsenen, das heisst durch Menschenhand unberührten Boden kamen. Das hangt wohl damit zusammen, dass hier der Klostergarten lag, und man die Erde tiefgründig umgegraben und aufgeschuttet hatte.
Bei 3 Schnitten stiessen wir, eingetieft in den gewachsenen Boden, auf einen Graben, der heute noch 9 m breit und 1,5 m tief war. Wir konnten ihn in einer Länge von 70 m verfolgen und dabei feststellen, dass er nicht etwa gerade, sondern gebogen verlief, also ursprünglich nicht etwa im Viereck, sondern ein Oval oder einen Kreis darstellte.
Auffallenderweise wurde bei diesem Graben kein Wall gefunden, aber das hängt eben wahrscheinlich damit zusammen, dass der Wall frühzeitig eingeebnet wurde, um der Anlage eines Klostergartens Platz zu machen.
In der Grabenfüllung fanden sich eine Reihe von Scherben irdener Gefasse, die in ihrer Eigenart fur die Zeitbestimmung kennzeichnend sind.
Am häufigsten traten Scherben von sogenannten Kugeltöpfen auf.
Diese Irdenware ist nach der fast kugelförmigen Gestalt des Gefässes benannt und aus freier Hand, also noch ohne Zuhilfenahme einer Töpferdrehscheibe, hergestellt. Höchstwahrscheinlich wurde der Kugelbauch in Treibtechnik gearbeitet, das heisst ein Lehmklumpen wurde zunächst ganz einfach ausgehöhlt, dann wurde in diese Höhlung ein kugelförmiger Stein gehalten und die zunächst dicke Wandung durch Aufschlagen eines schlegelartigen Brettes von aussen immer dünner und dabei umfangreicher gestaltet.
Der Rand des Gefässes wurde zum Schluss scharf nach aussen und unten umgebogen.
Kugeltöpfe sind für das friesische Küstengebiet, vor allen Dingen während dessen Wurtenbesiedlung, charakteristisch.
Wir kennen heute ihre Entwicklung in Form und Technik, so dass wir schon einzeln Scherben von ihnen zeitlich gut bestimmen können.
Die von uns gefundenen Stücke, besonders charakteristische Randscherben, gehören der Mitte des 9. Jahrhunderts nach der Zeitwende an.
Neben dieser durchaus bodenständigen Irdenware trat aber auch der Rest eines aus dem fränkischen Gebiet eingeführten Gefässes auf, das sich in seiner Herstellungsart und Verzierung wesentlich von der einheimischen Ware unterscheidet.
Die fränkische Keramik ist schon auf der Drehscheibe hergestellt und verhältnismässig hart gebrannt.
In ihrem Aufbau bevorzugt sie die Form eines doppelten Kegelstumpfes, den sog. Doppelkonus, die Verzierungen sind in waagerechten Zonen um die Schulter des Gefässes gezogen. Unser Stück lässt sich mit Sicherheit der gleichen Zeit wie die Kugeltöpfe zuweisen, also der karolingischen Zeit.
Konnten wir also einen Befestigungsgraben von grossem Ausmasse in höchstwahrscheinlich kreisrundem Verlauf aus der Mitte des 9. Jahrhunderts feststellen, so drängt sich hierbei sofort der Vergleich mit den sogenannten altsächsischen Burgen der westgermanischen Frühgeschichte auf.
lm Gebiete der Altsachsen, das heisst also im Küstensaum zwischen Elbe und Ems sind eine grosse Anzahl kreis-. oder eiförmiger Burgwalle gefunden worden, die nach den erfolgreichen Ausgrabungen von Prof. Dr. Carl Schuchhardt in diesem Gebiete der Zeit der Sachsenherrschaft zuzuweisen sind, die in anderen, fränkischen Gebieten, mit der Merowinger-Zeit zusammenfällt.
Auch bei ihnen findet sich immer, wenn auch heute meist stark verschüttet, ein grosser breiter Graben und dahinter ein Erdwall.
Der Erdwall war aber, wie die Ausgrabungen erwiesen haben, ursprünglich eine Holz-Erdemauer, das heisst man errichtete hinter dem Graben durch senkrechtgestellte und waagerechtgelegte Holzbalken eine Mauer, die aus einzelnen neben-, und hintereinander liegenden Holzkästen bestand.
Die Holzkästen wurden dann mit Erde angefüllt und ergaben so eine starke Holz-Erdemauer, die natürlich nach dem Verfaulen des Holzes auseinanderfiel und heute einen Wall bildet.
Aber die Schnitte, die durch einen solchen Wall gelegt wurden, zeigten durch die schwarze Färbung der ursprünglichen Holzlagen noch genau ihre ursprüngliche Bauweise an.
Auch auf niederländischem Gebiete wurde durch Dr. J. H. Holwerda, den früheren Direktor des Reichsmuseums zu Leiden, eine solche Sachsenburg, die sogenannte Hunnen-Schanze am Uddeler Meer in Twenthe, nachgewiesen.
Sie ist in dem ausgezeichneten Werk van W. F. van Heemskerck Düker und P. Feliz 'Wat aarde bewaarde' auf Tafel 176 in einer vorzüglichen Bildaufnahme wiedergegeben.
Nach dieser Parallele dürfen wir mit Recht annehmen, dass die Kernbefestigung van Den Burg auf Texel auch auf eine solche altsächsische Burg, die bis in die karolingische Zeit bestanden hat, zurückzuführen ist.
In einem der Schnitte fanden wir auch den Grundriss eines sächischen Hauses und erweiterten natürlich die Ausgrabungsfläche soweit, wie uns das durch den Baumbestand möglich war. Es handelte sich um einen Rechtekbau mit abgerundeten Ecken von 5 m Breite und mindestens 11 m Länge.
Aussen um das Haus herum standen rechteckige Pfosten als Stützen für das Dach. Wahrscheinlich wird dieser Grundriss nicht zu einem Wohnhause, sondern eher zu einem Schuppen gehören.
Dieser Typ wurde bisher im Küstengebiet nur selten gefunden, einen ganz ähnlichen deckte Dr. Bursch in der Nähe von Hilversum auf.
Innerhalb des Festungsgrabens wurde noch in zweiter Grundriss angeschnitten, der zum Glück auch Tongefäss-Scherben erbrachte, und nach diesen handelt es sich um ein sehr frühes Haus, das in die Zeit des 1. oder 2. Jahrhunderts nach der Zeitwende gehort.
Es besitzt einen ovalen Grundriss von 3.5 m Lange und 2.5 m Breite und wird ebenfaIls kein Wohnhaus, sondern nur ein Nebengebäude gewesen sein.
In die Zeit dieser germanischen Ansiedlung gehören die schon im vorigen Aufsatz aufgeführten und im Jahre 1789 von P. van Cuyck veröffentlichten römischen Müntzen der Kaiser Tiberius, Caligula und Vespasian, die aus römischen Provinzen, wahrscheinlich dem südlich des Rheins gelegenen Germania inferior, durch den Handel ins freie Germanien gelangten.
Wie schon betont, waren wir bei diesen Ausgrabungen leider gehindert, uneingeschränkt allen Fragen durch Abdecken grösserer Flächen nachzugehen, aber schon unsere Schnitte ergaben wichtige Anhaltspunkte für die früheste Besiedlung von den Burg, die man bisher nach geschicht1ichen Unterlagen höchstens bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen konnte.
Unsere Ausgrabungsergebnisse liessen aber erkennen, dass das Kerngebiet von den Burg mindestens 12 Jahrhunderte früher, d.h. kurz nach dem Beginn unserer Zeitrechnung, schon.
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Die deutschen Ausgrabungen an der Stätte der alten Olympischen Spiele in Griechenland wurden nach Beendigung der kriegerischen Ereignisse auf dem Balkan Deutscherseits im Sommer 1942 wieder aufgenommen.
Die Hälfte des Arbeitszieles die Freilegung des Zeustempels und des Stadions selbst, ist trotz grosser Geländeschwierigkeiten auf dem 280000 qm grossen Ausgrabungsgebiet bereits erreicht.
Jetzt hat der griechische Kulturminister dem Deutschen Archäologischen Institut die Erlaubnis zur Durchführung weiterer Ausgrabungen in Zentralgriechland gegeben.
Nach dem Ergebnis von Schürfungen, die Dänische Geologen vornahmen, heisst es, dass Dänemark einen gänzlich unerwarteten Reichtum an Petroleumquellen aufweise. Jetzt wurde bekannt dass wahrscheinlich in nächster Zeit eine Ausbeute der Petroleumquellen in Gang kommen wird.